So zahlt die Kundschaft – im Store und online

Bezahlvorgang an der Kasse

Bezahlvorgang an der Kasse

Payment So zahlt die Kundschaft – im Store und online

Publiziert am 20.09.2022 von Stephan Lamprecht, Journalist

Um erfolgreich zu sein, müssen Handelsunternehmen der Kundschaft beim Check-out im Onlineshop und im Laden die bevorzugten Zahlungsarten anbieten. Welche Trends es beim Payment gibt, verrät dieser Beitrag.

Für die Kundschaft ist es eher der lästigste Vorgang am Ende des Einkaufs, für die Händlerinnen und Händler aber einer der wichtigsten: die Bezahlung der gekauften Waren.

Payment im physischen Laden und im Onlineshop wandelt sich und unterliegt Moden, ist jedoch für ein positives Einkaufserlebnis wichtig. Aber wie wollen die Schweizerinnen und Schweizer am liebsten bezahlen? Welche Payment-Trends gibt es aktuell? Für die Schweiz liefert der «Swiss Payment Monitor» hier die passenden Antworten, dessen Tendenzen sich so auch in den Erhebungen des EHI für Deutschland wiederfinden.

Bargeld weiter auf dem Rückmarsch

In der Schweiz und in Deutschland befindet sich Bargeld, begünstigt durch die Erfahrungen während der Pandemie, weiter auf dem Rückzug. Generell lassen sich Bezahlarten ja in Hinsicht auf die damit getätigten Umsätze und die Zahl der Bezahlvorgänge bewerten. Verglichen mit ihren Nachbarn nimmt die Schweiz hier eine Sonderrolle ein, denn der Rückgang der Umsatzanteile des Bargelds ist hier besonders deutlich.

Mit einem Anteil von 32 Prozent der Anzahl aller Transaktionen (stationär und online) sowie mit 30 Prozent der Umsätze ist die Debitkarte das insgesamt meistgenutzte Zahlungsmittel. Bargeld verliert mit einem Anteil von 16 Prozent an Umsatzanteilen und belegt den dritten Platz hinter Kreditkarten (23 Prozent). Werden die Zahlen der Transaktionen gemessen, konnte das Bargeld seinen Abwärtstrend stoppen und liegt mit 30,2 Prozent knapp hinter der Debitkarte auf Rang zwei. Im Lädeli um die Ecke schnell eine Zeitung kaufen oder ein Päckchen Kaugummi mitnehmen – das zahlen die Schweizerinnen und Schweizer dann doch noch bar. Bei höheren Beträgen wird dann zur Karte gegriffen.

Online dominiert die Rechnung

Einigkeit mit ihren Nachbarn demonstrieren die Schweizerinnen und Schweizer dann allerdings, wenn es um das Bezahlen im Onlineshop geht. Denn mit einem Umsatzanteil von 45,1 Prozent dominiert die Bezahlung per Rechnung den Onlinehandel. Somit bevorzugt die Kundschaft nach wie vor das aus Sicht der Unternehmen riskanteste Bezahlverfahren. Entsprechend hoch müssen alle Massnahmen priorisiert werden, um vor und während des Check-outs Betrugsversuche und Leistungsstörungen zu erkennen, um die angebotenen Paymentverfahren aktiv zu steuern.

Auffällig ist zudem, dass die Schweizerinnen und Schweizer online gern zu mobilen Bezahlarten greifen. Das hat mit Apps zu tun, die eine Bezahlmöglichkeit eingebaut haben. Online machen mobile Bezahlarten inzwischen rund die Hälfte der Transaktionen aus.

TWINT: eine Erfolgsgeschichte der Schweiz

Eine Besonderheit der Schweiz ist ohne Zweifel die grosse Verbreitung des mobilen Bezahlverfahrens TWINT. Sowohl was die Umsätze als auch die Zahl der Transaktionen betrifft, hat sich in Deutschland oder Österreich kein Anbieter vergleichsweise stark positioniert. 62,9 Prozent des Umsatzes und 61,3 Prozent der Transaktionen mit mobilen Geräten werden mit TWINT abgewickelt. Damit liegt das System weit vor Apple Pay. TWINT ist inzwischen zu bedeutsam, als dass Händlerinnen und Händler vorschnell daran vorbeigehen könnten. Ob in der Schweiz oder auch in Deutschland: Payment-Experten sehen auch in den kommenden Jahren weitere Zuwächse beim mobilen Bezahlen.

Paymentdienstleister wollen an den POS und an die Kundschaft

In den vergangenen zwei Jahren gab es europaweit zwei deutlich erkennbare Entwicklungen. Zum einen erlebt der Ratenkauf unter dem modischen Namen «Buy Now, Pay Later» (BNPL) zumindest medial eine stärkere Aufmerksamkeit. Insbesondere das schwedische FinTech Klarna propagiert diese Mischung aus Rechnungs- und Ratenkauf. Den Service hat das Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit stark ausgebaut. Mussten Handelsunternehmen zuvor direkt mit Klarna zusammenarbeiten, um diese Variante anzubieten, bietet die Firma inzwischen eine eigene Kreditkarte (sowohl physisch als auch rein digital per App) an, mit der die Kundinnen und Kunden dann wie gewohnt im Shop bezahlen. Aus Sicht des Händlers ändert sich damit im Vergleich zu einer klassischen Kreditkartenzahlung nichts.

Dem Vorbild von Klarna eifern auch andere Zahlungsdienstleister und sogar Banken nach. In den jüngsten Erhebungen des EHI für Deutschland liess sich allerdings noch kein signifikanter Sprung bei Ratenzahlungen ausmachen.

Der zweite grosse Trend: Payment-Service-Provider und Zahlungsanbieter wie Paypal, Adyen oder auch Klarna drängen stärker an den POS. So hat Adyen inzwischen sogar eigene Kartenlesegeräte vorgestellt und Paypal versucht, das Bezahlen mit seinem Dienst via QR-Code am Kassenterminal voranzutreiben. Über einen QR-Code funktioniert auch das Bezahlen per Klarna-App direkt an der Kasse. Hier arbeitet das Unternehmen beispielsweise mit dem Terminal-Anbieter Verifone zusammen. Zudem hat Klarna seine App auch mit einer Shopping-Funktion ausgestattet, macht dem Handel damit also auch den Kundenzugang streitig.

Wie sich diese Entwicklungen in Zahlen und möglicherweise geänderten Vorlieben bei den Kundinnen und Kunden niederschlagen werden, bleibt indes noch abzuwarten.

Stephan Lamprecht, Journalist

Stephan Lamprecht begleitet seit zwei Jahrzehnten als Journalist und Berater das E-Commerce-Geschehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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